Heldbock

Cerambyx cerdo Linnaeus, 1758

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV

Der Heldbock Cerambyx cerdo, nach PALM (1959) und FRANZ (1974) ein Urwaldrelikt, zeigt in Mitteleuropa eine deutliche Arealregression. In Deutschland kommt die Stammform Cerambyx cerdo cerdo vor, die eine westeuropäische Verbreitung besitzt. Ehemalige und aktuelle Vorkommen finden sich in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg mit Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen, wobei in Sachsen-Anhalt derVerbreitungsschwerpunkt liegt. Hier sind es wiederum die Auenwaldrestgebiete des Mittelelbegebietes sowie die Huteeichenbestände in der Colbitz-Letzlinger Heide, in denen die Art bei konzentrierter Nachweisdichte auch adäquat hohe Populationsgrößen erreicht (NEUMANN 2002, Erfassung Projektgruppe EVSA & RANA 2005-2006). Die in Sachsen- Anhalt nördlichsten Vorkommen befinden sich in und um Havelberg, südlich waren Brutbäume aus dem Zeitzer Forst (Naturräumliche Haupteinheiten D18 Thüringer Becken mit Randplatten und D19 Sächsisches Hügelland und Erzgebirgsvorland) bekannt, allerdings scheint der Heldbock hier seit Jahrzehnten ausgestorben zu sein (KUNZE et al. 1999). Östlich gibt es Nachweise aus Coswig (ÖKOPLAN 1996), Wörlitz, Oranienbaum und der näheren Umgebung dieser Orte.

Erfassung der Verbreitung

Heldbock Lebensraum
Monitoringfläche „Mahlpfuhler Fenn“
Foto: V. Neumann

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Messgröße für den Gesamtbestand und die Habitatgröße ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der TK25-Quadranten.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Vorgehensweise ist das Kartier- und Bewertungsschema des Bundesamtes für Naturschutz (erarbeitet von P. SCHNITTER, S. MÜLLER-KROEHLING, V. NEUMANN, L. HENDRICH, D. SPITZENBERG, C. WURST, W. MALCHAU, J. STEGNER, Stand MÄRZ 2009), welche im Wesentlichen den von SCHNITTER et al. (2006) publizierten Erkenntnissen entspricht.

  • Bezugsraum: Einzelvorkommen (= „abgrenzbarer, besiedelter Baumbestand“), d.h. isolierte Einzelbäume; Alleen in ihrer Gesamtheit oder deren gutachterlich unterschiedenen Allee-Abschnitte; isolierte Baumgruppen bzw. isolierte Waldrelikte bis 10 ha Flächengröße; in zusammenhängenden Wäldern, die größer als 10 ha sind, werden folgende, gutachterlich individuell festzulegende T eilflächen als Untersuchungsfläche zusammengefasst, die nicht weiter als 2 km von einander entfernt liegen: a) alle Bereiche mit bekannten Brutbäumen, b) alle Bereiche mit Alteichen ab BHD 80 cm ¹) .
  • Erstkontrolle: Durchführung einer qualitativen Besiedlungskontrolle anhand der aktuellen Schlupflöcher (hellere braune Färbung). Indiz für eine aktuelle Besiedlung stellen auch frisch ausgeworfene Fraßspäne im/am Schlupfloch bzw. am Stammfuß des Brutbaumes dar. Bei dem Kontrollgang kann das Verhältnis aktuell besiedelter Bäume im Verhältnis zu den nicht besiedelten erfasst werden.
  • Bestandsaufnahme und Abschätzung der Populationsgröße je Monitoringfläche: Die Bestandsaufnahme und Bestimmung der aktuellen Populationsgröße erfolgt vor der Flugzeit der Käfer, d. h. in den Monaten September bis April des folgenden Jahres. An besiedelten, subjektiv ausgewählten, dauerhaft gekennzeichneten Bäumen (Standard: n = 10 pro Vorkommen) wird die Zahl der aktuellen Schlupflöcher ausgezählt. Bei einer geringen Zahl besiedelter Bäume (n < 6) werden alle Bäume berücksichtigt. Die Auszählung soll je nach Möglichkeit den Stamm einzusehen sowohl vom Boden aus (unter Zuhilfenahme eines Fernglases), als auch unter Verwendung von Leitern, jeweils während des unbelaubten Zustands erfolgen. Kann nicht der gesamte Stammbereich des besiedelten Baumes berücksichtigt werden, so sind die zu erfassenden Stammabschnitte für die Folgeerfassung zu dokumentieren. Für Aussagen zur Bestands- und Populationsgrößenveränderung wird die Anzahl aller Bäume mit Schlupflöchern (Neubesiedlung) bzw. aktuellen Schlupflöchern (ev. „Populationszusammenbruch“) gezählt. An den ausgewählten, gekennzeichneten Bäumen wird die Anzahl der Schlupflöcher registriert (Populationsgröße s. o.). Es entstehen keine absoluten Werte, sondern ausschließlich Ausschnittswerte, die Tendenzen aufzeigen können.
  • Erfassungsturnus: Populationsgröße: 2 Untersuchungsjahre pro Berichtszeitraum, 1 Begehung pro Untersuchungsjahr; Habitatqualität und Beeinträchtigungen: einmalige Erhebung pro Berichtszeitraum.