Rotbauchunke

Bombina bombina (Linnaeus, 1761)

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV
Rote Liste Deutschland:        2 - stark gefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt:   2 - stark gefährdet

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten (Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2022, Detailkarte)

Durch Sachsen-Anhalt verläuft ein wesentlicher Abschnitt der westlichen Arealgrenze der Rotbauchunke. Der landesweite Verbreitungsschwerpunkt liegt im Elbtal. Durch die aktuelle Erfassung (2001 – 2014) ergibt sich für den Zeitraum nach 2000 folgendes Bild: Für den NW-Teil Sachsen-Anhalts (= im Wesentlichen die Altmark bis zur Elbe) konnten fast nahezu sämtliche Altnachweise, die das Elbtal und die Auen ihrer Nebenflüsse betrafen, bestätigt werden. Die besiedelten Gewässer liegen fast durchweg im Deichhinterland. Das in Zuppke & Vollmer (2004) dargestellte Verbreitungsbild der Rotbauchunke wurde in diesem Landesteil mit der aktuellen Erfassung somit weitgehend bestätigt und teilweise leicht nach Westen erweitert. Auch im Gebiet östlich der Elbe konnte im Rahmen der aktuellen Erfassungen das bisherige Verbreitungsbild bestätigt werden. Drei MTB mit Neunachweisen stehen acht zuvor besiedelten MTB (vorwiegend im Burger Vorfläming) ohne aktuellen Nachweis gegenüber, so dass von Rückgängen der Siedlungsdichte auszugehen ist. Im westlichen Teil von Sachsen-Anhalt wurde die Rotbauchunke aktuell nur in 5 MTB nachgewiesen. Im Osten Sachsen-Anhalts (südlich der Elbe) wurden die Verbreitungsschwerpunkte der Rotbauchunke bis auf die Vorkommen im Unteren Saaletal
bei Nienburg sowie im Muldetal bei Möst bestätigt. Im Süden Sachsen-Anhalts konnte die Rotbauchunke an dem seit mehr als 20 Jahren einzig verbliebenen Reproduktionsstandort bestätigt werden. (Große & Seyring 2015)

Die Vorkommen der Rotbauchunke zeigen in Sachsen-Anhalt eine strenge Bindung an die Auenlandschaften der Elbeniederung, die zugleich den Südwestrand des Areals markieren. Die Kernbereiche dieser Auenlandschaften sind weitgehend in die FFH-Schutzgebietskulisse integriert. Daher zeigt die Rotbauchunke erwartungsgemäß eine sehr hohe Repräsentanz ihrer Vorkommen innerhalb der Kulisse. Aktuell (seit 2001) liegen 1.527 Einzelmeldungen von 947 verschiedenen
Fundpunkten in Sachsen-Anhalt vor. Drei Viertel der Nachweise und 71 % aller Fundorte befinden sich dabei innerhalb von FFH-Gebieten, womit die Rotbauchunke unter den sachsen-anhaltischen Lurcharten die höchste Repräsentanz innerhalb der FFH-Kulisse erreicht. Die Anzahl der besiedelten FFH-Gebiete ist angesichts der starken Bindung an die Elbeniederung erwartungsgemäß gering. So liegen aktuell nur für 22 (8 %) der 265 FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts Präsenznachweise vor.
Die „Elbtalniederung“ (D09) und das „Elbe-Mulde-Tiefland“ (D10) weisen 92 % aller Nachweise und Fundorte (869) der Rotbauchunke auf. Mit weiteren Vorkommen in den elbnahen Bereichen des „Wendlandes und Altmark“ (D29), dem „Mitteldeutschen Schwarzerdegebiet“ (D20), dem „Fläming“ (D11) und dem „Erzgebirgsvorland und Sächsischem Hügelland“ (D19) werden aktuell sechs naturräumliche Haupteinheiten in der kontinentalen Region Sachsen-Anhalts besiedelt. (Große & Seyring 2015)

Nur ein kleiner Teil (29 %) der sachsen-anhaltischen Rotbauchunkenpopulation ist derzeit außerhalb der FFH-Gebiete zu finden. Die Mehrzahl dieser Fundpunkte liegt jedoch im direkten Umfeld der großen Elbe-Gebiete und ist den Populationen der jeweiligen FFH-Gebiete zuzuordnen. Abseits der FFH-Kulisse sind größere Fundpunkthäufungen im Werbener Elbtal (D09) und der Ohreniederung östlich von Wolmirstedt (D09) zu finden, die sicher im intensiveren Austausch mit den Kernpopulationen im Elbebereich stehen. Weiter südlich finden sich mit den Einzelvorkommen bei
Großmühlingen, Sibbesdorf und Förderstedt im „Mitteldeutschen Schwarzerdegebiet“ (D20) deutlich isoliertere Populationen, die vermutlich keinen Anschluss mehr an die Kernpopulation in den Auen haben. Die Vorkommen in den Kalksteinbrüchen bei Förderstedt stellen seit dem Erlöschen der Populationen bei Löderburg, Atzendorf und Staßfurt den westlichsten Arealvorposten der Rotbauchunke in Sachsen-Anhalt dar. Dieser ist durch die Trasse der BAB 14 vollständig vom Hauptvorkommen im Osten abgeschnitten. Dem Schutz und Erhalt dieses biogeografisch relevanten
Vorpostens kommt daher eine hohe Bedeutung zu. (Große & Seyring 2015)

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Rotbauchunke richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in zwei Erfassungsjahren an jeweils 3 Begehungsterminen zwischen April und Juni (vorzugsweise in den Abend- und Dämmerungsstunden) zu erfassen. Zur Quantifizierung der Populationsgröße erfolgt eine Zählung der maximal festgestellten Ruferzahlen. Die Populationsstruktur wird anhand der festegstellten Reproduktion durch den Nachweis von Laich, Larven oder Jungtieren während der dritten Begehung ermittelt.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichstperiode unter Berücksichtigung der Bedingungen in beiden Erfassungsjahren (s.o.) einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität

  • Anzahl und Größe der zum Vorkommen gehörenden Gewässer,
  • Ausdehnung der Flachwasserzonen bzw. Anteil der flachen Gewässer (< 0,4 m Tiefe),
  • Deckungsgrad der submersen und emersen Vegetation,
  • Beschattung (Anteil der durch Gehölze beschatteten Wasserfläche),
  • Strukturierung des an das Gewässer angrenzenden Landlebensraums (100-m-Radius),
  • Ausprägung des Landlebensraumes im direkten Umfeld der Gewässer,
  • Versteckmöglichkeiten im Landhabitat,
  • Entfernung zum nächsten Vorkommen

Beeinträchtigungen

  • Fischbestand und fischereiliche Nutzung,
  • Schad- oder Nährstoffeinträge
  • fakultativ: Störung des Wasserhaushalts,
  • Gefährdung durch den Einsatz schwerer Maschinen im Landhabitat (Land-/Forstwirtschaft),
  • Fahrwege im Jahreslebensraum bzw. an diesen angrenzend,
  • Isolation durch monotone, landwirtschaftliche Flächen oder Bebauung,
  • fakultativ: ggf. weitere Beeinträchtigungen.

Aktuell (Stand 2023) umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Rotbauchunke 13 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen) in sechs Landkreisen. Diese befinden sich bis auf die Vorkommen am westlichen Arealrand fast alle innerhalb von FFH-Gebieten.

Stichprobenflächen (STPE) für das FFH-Monitoring der Rotbauchunke:

STPE-Nr.BezeichnungLandkreisLage im FFH-Gebiet
BombBomb_01Neu GoldbeckStendalFFH0008LSA
BombBomb_02Tonabgrabungen Havelberg-SandauStendalFFH0009LSA
BombBomb_03 Ziegeleiteiche BlumenthalJerichower LandFFH0037LSA
BombBomb_04Gribehner TeicheSalzlandkreisFFH0053LSA
BombBomb_05 Deichvorland WörlitzWittenbergFFH0067LSA
BombBomb_06 Alte Elbe BösewigWittenbergFFH0073LSA
BombBomb_07 Wulfener BruchAnhalt-BitterfeldFFH0163LSA
BombBomb_08 Klebitz-Rahnsdorfer FeldsölleWittenbergFFH0234LSA
BombBomb_09 Tonloch bei LuppenauSaalekreisFFH0141LSA
BombBomb_10 Buschgraben AkenAnhalt-BitterfeldFFH0125LSA
BombBomb_11 Kalksteinbrüche FörderstedtSalzlandkreis
BombBomb_12 Abgrabungsgewässer SibbesdorfAnhalt-Bitterfeld
BombBomb_13 Gewässerkomplex östlich GroßmühlingenSalzlandkreis