Breitflügelfledermaus

Eptesicus serotinus (Schreber, 1774)

Natura 2000: Anhang IV

Die Breitflügelfledermaus ist in Sachsen-Anhalt eine typische Tieflandart. Sie ist weit verbreitet und besiedelt den Harz bis 450 m ü. NN. Die Reproduktionsquartiere befinden sich in Gebäuden. Hier leben die Tiere im Dachraum meist unter den Firstziegeln bzw. an Fassaden unter Verschalungen. In Sachsen-Anhalt gibt es in Haldensleben ein Reproduktionsquartier, in welchem sich sowohl die Breitflügelfledermaus als auch das Mausohr aufhalten, jedoch keine Mischgesellschaften bilden.

Die Reproduktionsquartiere der Breitflügelfledermaus sind nur schwer zu kontrollieren. Die Tiere verstecken sich gut in den Quartieren und benutzen meist mehrere Ein- und Ausflüge. Von Plattenbauten auf den Kaltböden und in den Dehnungsfugen der Platten liegen diverse Quartiernachweise vor. Winternachweise gelingen nur selten an kühlen und trockenen Orten wie Keller, Bunker und auf Dachböden, da sich die Tiere in Spalten verstecken. Ähnlich wie die Nordfledermaus kann die Art in Gesteinsschüttungen und Ziegelsteinhaufen unter Tage überwintern.

Die Art schwärmt gemeinsam mit der Nordfledermaus Ende Juli bis Mitte August im Harz – um Rübeland und Elbingerode sind sehr gute Schwärmquartiere vor ehemaligen Gruben bekannt. An den Questenberger Hangabrissspalten im Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“ wird stark geschwärmt und hier vermutlich auch überwintert. Schwärmplätze außerhalb des Harzes sind u.a. an den Stollen in Köllme und bei Schraplau bekannt.

Saisonale Wanderungen führt die Art nur in geringem Umfang durch. Die Breitflügelfledermaus kann in Windkraftanlagen weit vom Reproduktionsquartier im Jagd- bzw. Transferlebensraum verunglücken.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (auch aus den Wintermonaten) gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Messgröße für den Gesamtbestand ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der Kolonien, für die Habitatgröße die Anzahl der TK25.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Erfassung der Breitflügelfledermaus ist der vom Bundesamt für Naturschutz herausgegebene Schlüssel (PAN & ILÖK 2009a), der eine verkürzte Version des bei SCHNITTER et al. (2006) publizierten Standes darstellt. Ergänzend hierzu wurde das Abstimmungsprotokoll des BfN mit den jeweiligen Ländervertretern im Fledermausschutz (März 2009) herangezogen. Es enthält für einige Arten genauere Angaben zur Umsetzung des Monitorings.

Nach Vorlage von PAN & ILÖK (2009a) beschränkt sich die Auswahl der zu erfassenden Kriterien ausschließlich auf die Wochenstuben und Jagdgebiete der Art.

Erfassung Population

  • Turnus: im 2-jährigen Rhythmus
  • einmalige Erfassung adulter Weibchen durch Ausflugszählung am Quartier vor Flüggewerden der Jungen

Erfassung Habitatqualität

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Die Habitatqualität wird nur für die Jagdgebiete bestimmt, Bezugsraum ist ein 4 km-Radius um das Wochenstubenquartier
  • Abschätzung relevanter Habitatparameter auf der Basis vorhandener Datengrundlagen (Landwirtschaftsbehörden, Habitattypenkartierung) und ggf. Luftbildinterpretation; hierbei Hauptaugenmerk auf Anteil des Grünlandanteil im Umfeld der Wochenstube

Erfassung Beeinträchtigungen

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Beeinträchtigungen werden für Jagdgebiet und Wochenstubenquartier erfasst