Mückenfledermaus

Pipistrellus pygmaeus (Leach, 1825)

Natura 2000: Anhang IV

Seit 2000 setzte sich die systematische Auftrennung des Pipistrellus pipistrellus-Komplexes in Zwerg- und Mückenfledermaus (P. pipistrellus und P. pygmaeus) durch. Nachfolgend stellte sich heraus, dass beide Arten Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt haben, zum Teil aber auch gemeinsam vorkommen. Besonders im Biosphärenreservat „Mittelelbe“ kommt die Mückenfledermaus häufig vor (HOFMANN et al. 2007) und ist neben dem Abendsegler und der Wasserfledermaus eine Leitart der Flusslandschaften des Tieflandes. Durch Wiederfunde markierter Individuen sind Vorkommen seit 1998 im NSG „Kreuzhorst“ bekannt. Die größte bisher festgestellte Reproduktionsgesellschaft der Mückenfledermaus bestehend aus 700 bis 1.000 Individuen wurde 2009 am Parchauer See im Urstromtal der Elbe in einer Dachverblendung eines Gebäudes festgestellt. Reproduktionsnachweise fehlen gegenwärtig aus den Tälern im Ober- und im Unterlauf der Elbe, Saale und Ohre. Mit weiteren großen Reproduktionsgesellschaften ist zu rechnen.

Von der Mückenfledermaus sind Fernwanderungen bekannt. So wurde ein im NSG „Kreuzhorst“ markiertes Tier in Kroatien wieder gefunden. An Windkraftanlagen werden zur Zugzeit weit entfernt von den Reproduktionsgebieten Individuen getötet. Im Frühjahr und im Spätsommer werden bei Netzfängen einzelne Individuen im Bodetal, Selketal und am Südharzrand gefangen, welche sich wahrscheinlich auf dem Zug befinden.

Überwinterungsplätze sind in Sachsen-Anhalt nicht bekannt. Es sollte jedoch geprüft werden, ob sich in den Spalten der Felsformationen im NSG „Bodetal“ natürliche Felsquartiere befinden.

Die ehemals der Zwergfledermäuse interpretierten Vergesellschaftungen in Reproduktionsgemeinschaften der Großen Bartfledermaus und der Rauhautfledermaus (OHLENDORF 1998, 2001) sind korrigierend der Mückenfledermäuse zuzuordnen. Die südwestlichste Reproduktionsgesellschaft von Mückenfledermäusen in Sachsen-Anhalt, vergesellschaftet mit oben genannten Arten, wurde im Ziegelrodaer Wald festgestellt (LEHMANN 2008).

Schwärmquartiere der Mückenfledermaus sind bislang noch nicht in Sachsen-Anhalt nachgewiesen worden.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Die Messgröße für den Gesamtbestand ist nach PAN & ILÖK (2009a) die Anzahl der Quartiere, für die Habitatgröße ist die Anzahl der TK25.

Erfassungsmethodik

Für die Bewertung der Mückenfledermaus liefern die von SCHNITTER et al. (2006) und in kürzerer Form von PAN & ILÖK (2009a) vorgelegten Schlüssel keine Handhabe. Auf Grund der erst vor relativ kurzer Zeit durchgesetzten Differenzierung von Mücken- und Zwergfledermaus fehlen derzeit noch ausreichende Kenntnisse zu optimaler Populationsgröße, Lebensraumansprüchen und daraus abgeleitet möglichen Gefährdungen oder Beeinträchtigungen der Art. Ein Monitoring der Art kann sich daher lediglich auf die Suche nach Quartieren und deren regelmäßige Kontrolle beschränken.

Erfassung Population

  • Turnus: im 2-jährigen Rhythmus
  • Suche nach Quartieren in der morgendlichen Schwärmphase, ggf. Telemetrie
  • Erfassung Population in Wochenstuben durch einmalige Zählung adulter Weibchen vor dem Flüggewerden der Jungen

Erfassung Habitatqualität

Jagdgebiet sowie Wochenstubenquartier

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Aufgrund von Kenntnisdefiziten ist derzeit keine Angabe zu erfassender Parameter möglich. Die für ein Expertenvotum herangezogenen Parameter und sonstigen Aspekte sind zu dokumentieren.

Erfassung Beeinträchtigungen

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus

Jagdgebiet

  • Aufgrund von Kenntnisdefiziten ist derzeit keine Angabe zu erfassender Parameter möglich. Die für ein Expertenvotum herangezogenen Parameter und sonstigen Aspekte sind zu dokumentieren.

Wochenstubenquartier

  • Erfassung von Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden als Grundlage für ein Expertenvotum mit Begründung