Plecotus auritus (Linnaeus, 1758)
Natura 2000: Anhang IV
Das Braune Langohr ist in Sachsen-Anhalt weit verbreitet, jedoch sind Reproduktionsquartiere nicht flächendeckend bekannt. Es kommt im Tiefland wie im Bergland vor, im Harz bis 900 m ü. NN, wobei Reproduktionsquartiere in Höhen bis 530 m ü. NN nachgewiesen wurden. Unter natürlichen Bedingungen reproduziert die Art in Baumhöhlen. Das Braune Langohr ist jedoch so anpassungsfähig, dass es auch in Siedlungsräumen, in Gebäuden, reproduzieren kann.
In der Colbitz-Letzlinger Heide, im Elb-Havel-Winkel, im Cheiner Moor, in der Dübener Heide sowie in der Zichtauer Schweiz gibt es stabile reproduzierende Populationen in Fledermauskästen. Bis auf das Cheiner-Moor, reproduziert sich die Art in Kiefernwäldern, im NSG Hakel und im NSG Othaler Wald in Laubwäldern mit einem sehr hohen Eichenanteil. In anderen Kiefernwäldern wie z.B. in der Glücksburger Heide oder im Fläming fehlen langjährige Untersuchungen. Im Harz befindet sich bei Tanne das höchstgelegene Reproduktionsgebiet in einem Fichtenwald (Kastenrevier).
In den Jahren 2007 und 2008 wurden bei ca. 4.000 m gestellter Netzlänge von den 20 gefangenen Fledermausarten nur vier Prozent Braune Langohren gefangen. Auch an den Fels-Schwärmquartieren im und am Harz lässt sich nachweisen, dass die Art weit seltener angetroffen wird als ihr nachgesagt wird. Unter den 3.455 gefangenen Fledermäusen in der Gipshöhle Heimkehle zwischen 2002 und 2004 gehört das Braune Langohr in 127 Fangnächten mit nur 112 Individuen (3 %) zu den selten gefangenen Fledermausarten. Ähnliche Beispiele ließen sich für die Rübeländer Höhlen aufzeigen. Aus den bislang unveröffentlichten Datenreihen vom Stollensystem Büchenberg bei Elbingerode/Harz und aus dem Brauereikeller Gardelegen und dem Eiskeller Klötze (beide Altmark) wird deutlich, dass erstaunlicherweise die Art zu den seltenen Fledermausarten in Sachsen-Anhalt gehört. Durch Netzfänge und Telemetriestudien in der Colbitz-Letzlinger Heide 2003 bis 2008 wurde deutlich, dass hier einer der Verbreitungsschwerpunkte der Art in Sachsen-Anhalt liegt.
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring des Braunen Langohrs richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist die Populationsgröße mindestens zweimal zu ermitteln. Hierzu werden die adulten Weibchen je Untersuchungsjahr einmalig durch die Kontrolle von Winterquartieren erfasst. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Jagdgebiet: Strukturierung der Offenlandschaft
- Jagdgebiet: Potenzielle Quartierbäume/ha
Beeinträchtigungen
- Jagdgebiet: Forstwirtschaftliche Maßnahmen im Bezugsraum (z.B. großflächiger Pestizideinsatz)
- Winterquartier: Sicherung Eingangsbereich
- Winterquartier: Sicherung Stollen
- Winterquartier: Störungsfrequenz
- Weitere Beeinträchtigungen