Myotis daubentonii (Kuhl, 1817)
Natura 2000: Anhang IV
Die Wasserfledermaus ist in Sachsen-Anhalt eine weit verbreitete Fledermausart. Bei genauer Betrachtung der nachgewiesenen Vorkommen wird deutlich, dass es Regionen gibt, in denen nur Männchen leben, so z.B. an allen Fließgewässern im Harz und Harzvorland. In der zweiten Augusthälfte bis Ende August durchwandern jedoch die Weibchen und Jungtiere diese Regionen, um zu ihren Schwärmquartieren zu gelangen. In dieser Zeit sind an den Fließgewässern im und am Harz Männchen und Weibchen vertreten. Selbst in den bekannten Reproduktionsgebieten an der Elbe, Havel, Saale und Mulde wurden neben den markanten Jagdgebieten der Wasserfledermausweibchen Jagdreviere nachgewiesen, welche nur von Männchen genutzt werden. Die Reproduktionsgebiete an den großen Talsperren im Harz, Rappbodetalsperre, Wendefurther Talsperre und Überleitungssperre sowie am Kelbraer Stausee, sind umgeben von großräumigen Jagdgebieten der Männchen der Wasserfledermaus. Sachsen-Anhalt ist Reproduktionsgebiet und Durchzugsgebiet für die Wasserfledermaus. Es ist belegt, dass Tiere aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Brandenburg die Harzer Schwärm- und Winterquartiere aufsuchen (maximale Entfernung 230 km). Mitte bis Ende August kommt es an den großen Fließgewässern in Sachsen-Anhalt zum Massenauftreten dieser Art. Mitte April erfolgt der massenhafte Ausflug der Wasserfledermäuse aus den Harzer Winterquartieren, so aus der Höhle Heimkehle und aus den Rübeländer Höhlen. Bei Fängen vor den Höhlen Heimkehle und vor der Hermannshöhle zur Schwärmzeit wurden jeweils über 1000 Individuen gefangen. In der Altmark befinden sich Eiskelleranlagen, so in Gardelegen und in Klötze, welche auch Wasserfledermäuse aufweisen, jedoch in geringer Individuenanzahl (zwischen 20 bis 30 Individuen). Der Schwerpunkt der Überwinterungsgebiete der Art liegt in den Gebirgen.
Die verschiedene naturräumliche Nutzung durch die Geschlechter der Wasserfledermaus in Sachsen-Anhalt (Männchen- und Weibchenjagdgebiete, Reproduktionsgebiete), ist abgesehen vom Harz mit Umfeld (OHLENDORF unpubl.) noch ungenügend bekannt. Den bedeutendsten Reproduktionsbestand in Sachsen-Anhalt wird das Biosphärenreservat Mittelelbe aufweisen.
Die Zahl der nachgewiesenen Reproduktionsquartiere der Wasserfledermaus ist gering. Die Wasserfledermaus hält sich hierbei oft in verlassenen Buntspechthöhlen und Fäulnishöhlen in 3 bis 15 m Höhe auf, wechselt aber auch die Quartiere, so dass es schwierig ist, derartige Quartiere zu finden. Eindeutige Reproduktionsnachweise sind neben der Baumhöhlenerfassung nur durch Netzfänge Ende Juni bis max. 15. Juli möglich, da nur hier zweifelsfrei die laktierenden Weibchen einem begrenzten Umfeld zugeordnet werden können. Fänge nach dem 15. Juli sind hingegen nicht mehr bestimmten Wochenstubengebieten zuzuordnen. Quantitative Bestandsermittlungen sind generell problematisch.
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring der Wasserfledermaus richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population dreimal durch Untersuchung der Winterquartiere zu ermitteln. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Jagdgebiet: Eignung der Gewässer als Jagdgebiet
Beeinträchtigungen
- Jagdgebiet: Verringerung des Quartierangebotes durch Reduktion von Höhlenbäumen
- Winterquartier: Sicherung Eingangsbereich
- Winterquartier: Sicherung Stollen
- Winterquartier: Störungsfrequenz
- Weitere Beeinträchtigungen