Breitrandkäfer

Dytiscus latissimus Linnaeus, 1758

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV

Breitrandkäfer

Breitrandkäfer Lebensraum

Der Breitrand Dytiscus latissimus ist eine eurosibirische Art, deren Verbreitungsareal sich von Ost-Frankreich über Nord- und Mitteleuropa ostwärts bis Westsibirien erstreckt (ROUGHLEY, 1990; NILSSON & HOLMEN, 1995). In Europa liegt sein Schwerpunkt in der kontinentalen und borealen biogeografischen Region, daneben treten in den Tallagen der alpinen Region inselartige Randvorkommen auf (HENDRICH & BALKE, 2003a). Historische Fundmeldungen der Art liegen aus ganz Deutschland vor (HORION, 1941; SCHAEFLEIN, 1971). Diese weisen ein Hauptvorkommen im Mittel- und Norddeutschen Raum auf mit Abnahme der Nachweiszahlen nach Süden und Westen (RINGEL et al., 2011a). Rezente Vorkommen und aktuelle Nachweise beschränken sich im Wesentlichen auf den Südosten Mecklenburg-Vorpommerns (Mecklenburgische Seenplatte, Rheinsberger Seengebiet) (SCHMIDT et al., 2006; MEITZNER & SCHMIDT, 2012; SCHMIDT, 2012) und den Nordosten Brandenburgs (Uckermärkiche Seenlandschaft) (HENDRICH et al. 2012a). Daneben sind Einzelfunde aus Bayern (DETTNER & KEHL, 2009) und Sachsen Anhalt (BRANDT & MORITZ, 2015) bekannt. Nach SCHMIDT (2012), HENDRICH & BALKE (2003a) und HENDRICH et al. (2012a) besiedelt der Breitrand perennierende, mesotroph bis natürlich schwach eutrophe Flachseen > 1 ha, die neben vegetationsreichen Verlandungszonen und breit gefluteten Röhrichtgürteln eine arten- und strukturreiche submerse Makrophyten-Vegetation vorweisen und dauerhaft besonnt sind. Bei den Nachweisgewässern Mecklenburg-Vorpommerns mit stabilen Populationen handelt es sich in der Mehrzahl um Verlandungsseen, die von Zwischenmoor-Pflanzengesellschaften (mit Sphagnum-Beständen) umschlossen werden, oder um Moorgewässer. Alle Gewässer weisen einen sauren bis schwach basischen pH-Wert sowie eine geringe Leitfähigkeit auf und werden von ausgeprägten Röhrichtgürteln, breiten Verlandungsbereichen und Wald umgeben.

Für Sachsen-Anhalt liegen lediglich 4 Altmeldungen aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vor. Diese umfassen die Fundorte Dessau, Mosigkau, Halle und Blankenburg/Harz (FICHTNER, 1983; MALCHAU & SCHORNACK, 2000). Nach LANGHEINRICH et al. (2002) wurde im Saarensee (FFH-Gebiet 0067 „Dessau-Wörlitzer Elbauen“) 1 Exemplar von D. latissimus im Jahr 1998 nachgewiesen, LÜDERITZ et al. (2000) veröffentlichten einen Fund von D. latissimus im Gebiet Randau südöstlich von Magdeburg in einem Elbe-Altarm innerhalb des FFH-Gebietes 0050 „Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg“. Beide genannten Funde sind „aufgrund des Fehlens jeglicher Belege mit angemessener Vorsicht“ zu betrachten (MALCHAU, 2010b). BRANDT & MORITZ (2015) untersuchten in den Jahren 2013-2015 in Sachsen-Anhalt 26 ausgewählte Gewässer. Hierbei erfolgte der Nachweis einer L3-Larve der Spezies im Großen Lausiger Teich (FFH0132 „Lausiger Teiche und Ausreißerteich östlich Bad Schmiedeberg“). Dies ist seit über 60 Jahren der erste belegte Fund für Sachsen Anhalt.

Aufgrund des Einzelfundes der L3-Larve von Dytiscus latissimus im Jahr 2013 ist keine Bewertung des Erhaltungszustandes der Populationen des Breitrandes möglich. Das Nachweisgewässer „Großer Lausiger Teich“ fügt sich partiell in das, auch durch direkte Besichtigung der Nachweisgewässer in Mecklenburg-Vorpommern, gewonnene Bild, welche Habitatqualitäten für ein potentielles Besiedlungsgewässer vorliegen sollten. Unter diesem Aspekt sollte es das Bestreben sein, in den kommenden Jahren weitere potentielle Besiedlungsgewässer zu ermitteln, und diese einer Beprobung zu unterziehen.