Zierliche Moosjungfer

Leucorrhinia caudalis (Charpentier, 1840)

Natura 2000: Anhang IV

Verbreitung in Sachsen-Anhalt

Langjährige Vorkommen der Zierlichen Moosjungfer sind in Deutschland aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bekannt. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in den jungpleistozänen Seenlandschaften Nordostdeutschlands. In anderen deutschen Bundesländern ist die Art ausgestorben oder aber nie nachgewiesen worden (MAUERSBERGER 2003b, MAUERSBERGER et al. 2003). In Sachsen ist die Art 2003 wiederentdeckt worden (RYCHŁA & BUCZYNSKI 2003, BROCKHAUS 2005b). Im Juni 2008 wurde die Art erstmals in Sachsen-Anhalt beobachtet. MÜLLER (2008) gibt als Fundorte das nördliche Harzvorland und die Elbe unterhalb von Magdeburg an, bei den Fundorten handelt es sich um das NSG „Taufwiesenberge“ bei Hohenwarthe und einen Steinbruch bei Schwanebeck nördlich von Halberstadt. An beiden Lokalitäten wurde jeweils ein einzelnes Männchen beobachtet. Ein weiteres Vorkommensgebiet existiert im Cheiner Moor nordwestlich von Salzwedel, wo im Jahr 2010 von J. KIPPING wenige Individuen beobachtet werden konnten.

Für den Nordosten Deutschlands konnte MAUERSBERGER (2009) im Zeitraum 1992 bis 2008 sowohl eine Ausdehnung des Verbreitungsgebietes als auch eine generelle Bestandszunahme zweifelsfrei belegen. Möglicherweise wirkt sich die anhaltende Ausbreitungsphase auch auf geeignete Lebensräume in Sachsen-Anhalt aus. Hierzu besteht in den kommenden Jahren ein erheblicher Untersuchungsbedarf.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Messgröße für den Gesamtbestand ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der Vorkommen, für die Habitatgröße die Angabe des tatsächlichen Habitats in ha.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Vorgehensweise ist der Kartier- und Bewertungsschlüssel des Bundesamtes für Naturschutz (erarbeitet von G. ELLWANGER, K. BURBACH, R. MAUERSBERGER, J. OTT, F.-J. SCHIEL, F. SUHLING, in PAN & ILÖK 2009a, Stand MÄRZ 2009). Diesem wird im Wesentlichen auch für die Vorgehensweise in Sachsen-Anhalt gefolgt. Aufgrund der in Sachsen-Anhalt nur geringen zu erwartenden Individuendichten bzw. Schlupfraten sollten jedoch mindestens drei Begehungen pro Untersuchungsjahr vorgesehen werden. Falls eine Exuvienaufsammlung nicht möglich ist, sollten auch die Imagines für eine Bewertung der Population herangezogen werden können. In diesem Punkt wird dem ursprünglichen Entwurf von SCHNITTER et al. (2006) gefolgt.

  • Turnus: aufgrund des erhöhten Untersuchungsbedarfs in Sachsen-Anhalt mindestens im 3-jährigen Rhythmus;
  • quantitative Exuvienaufsammlung bei mindestens drei Begehungen im Abstand von ca. 10 Tagen während der Hauptemergenz (in der Regel Mitte bis Ende Mai)
    • Die Emergenz beginnt in Brandenburg etwa Mitte Mai und ist Ende Mai bereits weitgehend abgeschlossen, in Extremjahren (sehr warmes trockenes Frühjahr) können die Schlüpfaktivitäten bereits im April ihren Höhenpunkt erreichen (MAUERSBERGER 2003). In Baden-Württemberg konnten Exuvien zwischen dem 14. Mai und dem 1. Juli gefunden werden, als Hauptflugzeit wird der Zeitraum der letzten Maidekade bis Ende Juni angegeben (STERNBERG et al. 2000). Für Sachsen-Anhalt fehlen bislang entsprechende Erfahrungen.
  • die Emergenzuntersuchung findet auf festgelegten Abschnitten der Uferlinie statt (ggf. mit Boot), pro Gewässer sind mehrere repräsentative Uferabschnitte (Röhrichtzone) von jeweils 10 m Länge abzusuchen, die Gesamtlänge pro Gewässer sollte ca. 50 m betragen (bei Kleinstgewässern mit < 50 m Uferlänge die gesamte Uferstrecke);
  • falls eine Exuviensammlung nicht möglich ist (z.B. aufgrund zu geringer Dichten), wird stattdessen die Dichte der Imagines erfasst und die Exuviendichte mit „0“ angegeben, die Erfassungen sind dann ggf. bis Ende Juni auszudehnen, und es sind ergänzende Angaben zur Bodenständigkeit zu machen, wie z.B. Eiablagen, Verpaarungen, frisch geschlüpfte Individuen usw.;
  • Erfassung der Habitatparameter entsprechend den Erfordernissen des Bewertungsschlüssels (Deckung der Vegetation, Uferstruktur, Besonnung, Wasserqualität) sowie von Beeinträchtigungen (Wasserhaushalt, Fischbestand, Nutzungsverhältnisse, ggf. sonstige Beeinträchtigungen);
  • Dokumentation des Begleitartenspektrums (Libellen) im Erfassungszeitraum.