Großer Abendsegler

Nyctalus noctula (Schreber, 1774)

Natura 2000: Anhang IV

Der Abendsegler ist flächendeckend in Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Jedoch ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Art Sachsen-Anhalt zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Spätsommer, durchwandert. Es liegen nur wenige Reproduktions- und Quartiernachweise vor. Die häufigsten Beobachtungen gelangen an großen Fließgewässern, Seen, Teichgebieten, gefluteten Tagebauen und Talsperren. Im Spätsommer können z.B. große Ansammlungen von Individuen (max. 600 Individuen) in der Abenddämmerung über der Talsperre Kelbra beobachtet werden. Zu den Zugzeiten sind Abendsegler die Hauptschlagopfer in Windkraftanlagen.

Große Reproduktionsgebiete befinden sich in der Altmark, im Drömling, im Elb-Havel-Winkel sowie im Biosphärenreservat Mittelelbequartiere sind von der Flusslandschaft Elbe, der Flusslandschaft an der Saale. Aus in den südwestlichen westlichen und südlichen Landesteilen fehlen Reproduktionsnachweise.

Winterquartiernachweise in Bäumen sind selten und werden meist bei Baumfällarbeiten nachgewiesen. Regelmäßige Überwinterungen erfolgen beispielsweise seit ca. 5 Jahren im Stadtforst Havelberg und im Langenberg bei Calvörde in Fledermauskästen. Als größte Ansammlung von Abendseglern wurden bisher 204 Individuen in einem Großraumkasten vorgefunden. Die Zahl der Überwinterer in den Kastengebieten steigt jährlich.

Besetzte Abendsegler-Baumhöhlen können leicht durch Verhören ermittelt werden. Durch Netzfänge an den Baumhöhlen ist der Status der Gesellschaft, ob Männchen-, Jungen- oder Reproduktionsquartier, zu ermitteln.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (auch aus den Wintermonaten) gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Die Messgröße für den Gesamtbestand ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der Quartiere, für die Habitatgröße ist die Anzahl der TK25.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Erfassung des Großen Abendseglers ist der vom Bundesamt für Naturschutz herausgegebene Schlüssel (PAN & ILÖK 2009a), der eine verkürzte Version des bei SCHNITTER et al. (2006) publizierten Standes darstellt. Da nach derzeitigem Kenntnisstand keine Gebäudequartiere der Art in Sachsen-Anhalt bekannt sind, beschränkt sich die Auswahl der zu erfassenden Kriterien ausschließlich auf Wochenstuben in Baumquartieren.

Erfassung Population

  • Turnus: im 2-jährigen Rhythmus
  • im Untersuchungsjahr einmalige Erfassung adulter Weibchen durch Ausflugszählung am Quartier vor dem Flüggewerden der Jungen. Ggf. muss z. B. durch Netzfänge abgesichert werden, dass es sich bei dem Quartier um eine Wochenstube und nicht um ein Männchen-Quartier handelt.

Erfassung Habitatqualität

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus

Jagdgebiet

  • quantitative Abschätzung der relevanten Habitatparameter auf Basis vorhandener Datengrundlagen (ATKIS, Biotopkartierung, Forsteinrichtungsdaten, Habitattypenkartierung), ggf. auch Luftbildinterpretation in einem 15 km-Radius um das Wochenstubenquartier

Wochenstubenquartier

  • Parameter „Baumhöhlendichte“ auf 10 Probeflächen à 1 ha in einem 2 km-Radius um das Wochenstubenquartier. Das Kriterium Gebäudespalten ist zurzeit nicht anwendbar, da alle Quartiere in Wäldern liegen.

Erfassung Beeinträchtigungen

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus

Wochenstubenquartier/Jagdgebiet

  • Abschätzung der relevanten Einflussfaktoren (z. B. Forstwirtschaft, Eingriffe in Natur und Landschaft, Verkehrswegesicherung, Baumpflegearbeiten etc. durch Expertenvotum mit Begründung. Das Expertenvotum wurde landesintern etwas spezifiziert. Das Kriterium Gebäudesubstanz ist zurzeit nicht anwendbar, da alle Quartiere in Wäldern liegen.