Großes Mausohr

Myotis myotis (Borkhausen, 1797)

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV

Das Mausohr ist eine gut bearbeite Fledermausart in Sachsen-Anhalt, über deren Verbreitungsbild und Populationsgrößen ein guter Kenntnisstand besteht. Das Monitoring der Wochenstubenerfassung erfolgt in Anlehnung an die „Vilm-Kriterien“ (vgl. BIEDERMANN et al. 2003).

In den wärmegetönten Regionen des Saale-Unstrut-Triaslandes befand sich bis in die Mitte der 1990er Jahre der Reproduktionsschwerpunkt der Art. Die höchste Siedlungsdichte in Sachsen-Anhalt wurde hier erreicht. Die Mehrzahl der langjährig bekannten Wochenstuben unterlag seither durch bauliche Veränderungen einer negativen Entwicklung. So wurden kopfstarke Gesellschaften in Freyburg, Thalwinkel, Kleinjena, Schulpforte, Burg Saaleck und Nebra aufgegeben und sind seither verschollen (vgl. LEHMANN 2008, OHLENDORF 2006). Von den zehn langjährig bekannten Reproduktionsquartieren wurden im Jahr 2006 nur noch drei besetzt angetroffen. Demgegenüber stehen lediglich die Neunachweise einer kleinen Wochenstube am Wendelstein und in Thalwinkel. Der Fortpflanzungsschwerpunkt in Sachsen-Anhalt hat sich innerhalb nur weniger Jahre in den Bereich des südlichen, östlichen und nördlichen Harzrandes und in den westlichen und nordwestlichen Randbereich der Dübener Heide verschoben. Dem Saale-Unstrut-Triasland wird weiterhin eine hohe Bedeutung für den Erhalt der Art in Sachsen-Anhalt zugeschrieben, da sich vermutlich Teile verschollener Kolonien in noch derzeit unbekannten Quartieren im Gebiet reproduzieren.

Aktuell sind vom Mausohr in Sachsen-Anhalt 29 Wochenstuben und 153 Winterquartiere, meist Einzelnachweise, bekannt. Winterquartiere bestehen in allen naturräumlichen Haupteinheiten in Sachsen-Anhalt, jedoch mit kopfstärkeren Kolonien mit dem Schwerpunkt im Harz. Im Winter 2008/09 überwinterten in den bekannten Harzer Winterquartieren zählbar 161 Individuen. Die Wochenstuben sind hauptsächlich in der kontinentalen Klimazone zu finden. Wichtige Wochenstuben in der atlantischen Klimazone befinden sind u.a. in der Kirche in Bülstringen und in der Marktkirche in Quedlinburg. Für die Bereiche der nördlichen Elbtalniederung, des Flämings und der Colbitz-Letzlinger Heide sind keine Wochenstuben der Art bekannt.

Größere Kenntnisdefizite können für das Mausohr nicht angegeben werden. Die bereits erwähnte veränderte Bestandsituation im Süden Sachsen-Anhalts, insbesondere im Saale-Unstrut-Triasland, ist in den nächsten Jahren genau zu verfolgen.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Die Messgröße für den Gesamtbestand ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der Wochenstuben, für die Habitatgröße ist die Anzahl der TK25.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Vorgehensweise ist das Kartier- und Bewertungsschema des Bundesamtes für Naturschutz (PAN & ILÖK [2009a], Stand März 2009), welcher im Wesentlichen dem von SCHNITTER et al. (2006) publizierten Stand entspricht.

Die Vorgaben zum Turnus der Populationsschätzung in PAN & ILÖK (2009b) sehen Kontrollen im 2-jährigen Rhythmus mit jeweils einmaliger Zählung der Individuen vor, weichen hierbei aber von den Vilm-Kriterien (jährlich, vgl. BIEDERMANN et al. 2003) ab. Bei den Kontrollen sollen die Alt- und Jungtiere voneinander unterschieden werden. Eine direkte Zählung der Individuen am Hangplatz (vorausgesetzt, dass auch durchführbar) ist gegenüber einer Ausflugszählung zu favorisieren.

Erfassung Population

Wochenstuben:

  • Turnus: im 2-jährigen Rhythmus
  • Erfassung der adulten Weibchen durch im Untersuchungsjahr einmalige Zählung im Quartier vor dem Flüggewerden der Jungtiere (ggf. durch Ausflugszählung)

Erfassung Habitatqualität

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Im Sommerlebensraum werden quantitative Abschätzungen der relevanten Habitatparameter durch vorhandene Datengrundlagen (Waldbiotopkartierung, Luftbildinterpretation) vorgenommen im Radius von 15 km um die Wochenstuben vorgenommen
  • Die Bewertung der Habitatqualität des Wochenstubenquartiers (baulicher Zustand und Mikroklima) durch Expertenvotum erfordert eine kontinuierliche Übersicht über den Quartierzustand, der bei den Bestandskontrollen gewonnen wird. Schlussfolgerungen für das Bundesmonitoring werden im 6jährigen Turnus abgeleitet.

Erfassung Beeinträchtigungen

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Die Erfassung der aktuellen Einflussfaktoren, z. B. Forstwirtschaft- u. a. Waldumbau-, Verkehrswegebau und Siedlungserweiterung, Bau- und Sanierungsmaßnahmen am Sommerquartier sind im Radius von 15 km um die Wochenstuben zu erfassen.