Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii (Kuhl, 1817)

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV

Die Bechsteinfledermaus ist in Sachsen-Anhalt in Laubwald- bzw. Laub-Nadelwaldgebieten verstreut verbreitet und bevorzugt Laubwaldgebiete mit einem hohen Anteil höhlenreicher Eichenbestände. In Lagen über 500 m in den Fichtenregionen im Harz, im Nordosten in der Klietzer Heide und im Stadtforst Havelberg sowie im Osten in der Glücksburger Heide fehlen Nachweise der Art.

Die nicht oder kaum forstlich bewirtschafteten Hangwälder in den Naturschutzgebieten Bodetal und Selketal sowie am nördlichen und südlichen Harzrand bilden die Verbreitungsschwerpunkte der Art in Sachsen-Anhalt. Reproduktionsnachweise gelingen seit 10 Jahren regelmäßig in einem Kastengebiet bei Blankenburg und gelegentlich im Buntspechthöhlen im Selketal bzw. im Südwesten der Colbitz-Letzlinger Heide. Die Bechsteinfledermaus hält sich im Winter in tiefen Spalten von Höhlen und Stollen im Harz und in den Spalten der Eiskeller in der westlichen Altmark auf, wo sie teilweise schwer nachweisbar ist. Bislang fehlen Beobachtungen von Winter schlafenden Tieren aus den Höhlen im Karst im Südharz bzw. bei Rübeland. Die Hauptschwärmzeit in den Karstgebieten vor Höhlen im Harz ist zwischen dem Ende August und Mitte September. Großräumige Wanderungen werden von der Art nicht durchgeführt, jedoch finden z.B. Wanderungen beispielsweise aus dem Reproduktionsgebiet bei Blankenburg in ein 12 km entferntes Schwärmquartier bei Rübeland statt.

Die Kenntnislage der Wochenstuben ist in einigen Landesregionen unzureichend. Insbesondere im nördlichen Bereich der atlantischen Region, z.B. Flechtinger Höhenzug, Bartenslebener Forst und Lappwald fehlen gesicherte Wochenstubenquartiere. Dies trifft auch für den Fläming und die westliche Altmark zu.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Messgröße für den Gesamtbestand und die Habitatgröße ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der TK25.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Vorgehensweise ist der Kartier- und Bewertungsschlüssel des Bundesamtes für Naturschutz (PAN & ILÖK [2009a], Stand MÄRZ 2009), welcher im Wesentlichen dem von SCHNITTER et al. (2006) publizierten Stand entspricht.

Bezugsraum für die Bewertung der Population der Bechsteinfledermaus sollen in der kontinentalen und atlantischen Region entsprechend der Bundesvorgaben alle bekannten Wochenstuben sein. Da aber auch die Winterquartiere eine wichtige Rolle spielen, wurden im Zuge des Landesmonitorings Erfassungskriterien zur Bewertung von Winterquartieren für das Land Sachsen-Anhalt festgelegt. Diese orientieren sich an den Kriterien zur Bewertung der Winterquartiere der Mopsfledermaus im Bundesmonitoring. Zusätzlich sollen an zwei bedeutsamen Wochenstubenkolonien Beringungen erfolgen, um die längerfristige Populationsentwicklung verfolgen zu können.

Erfassung Population

  • Turnus: im 2-jährigen Rhythmus (Wochenstuben und Winterquartiere)
  • Im Bundesmonitoring einmalige Zählung adulter Weibchen, z. B. durch Ausflugszählungen am Quartier vor dem Flüggewerden der Jungtiere oder durch Kastenkontrollen. In Wochenstubengebieten, in denen keine Tiere in Kästen oder in Baumhöhlen angetroffen werden, sind mindestens je drei adulte Weibchen um den 10.07. zu telemetrieren. Die Wochenstuben sind zu erfassen und die ausfliegenden Individuen auszuzählen bzw. abzufangen, um den Status der Tiere zu ermitteln.
  • Im Landesmonitoring (Regenstein/Heers, Ziegelrodaer Forst) werden bei Kastenkontrollen Adulte und Juvenile um den 20.07. abgefangen und individuell markiert. Populationsaussagen und Migrationen sind durch die Wiederfänge möglich.
  • Im Landesmonitoring erfolgt eine einmalige Zählung der Tiere im Winterquartier im Januar bzw. im Februar.

Erfassung Habitatqualität

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Quantitative Abschätzung der relevanten Habitatparameter durch Luftbildinterpretation und vorhandene Datengrundlagen wie Lebensraumtypenkartierung und Waldbiotopkartierung.
  • Die Einschätzung der Habitatqualität (Jagdgebiete) erfolgt laut Bundesmonitoring nur für Wochenstuben, nicht jedoch für die Winterquartiere.
  • Für die Winterquartiere an sich wird eine landeseigene Bewertungsskala der Habitatqualität eingeführt, die sich an den Bundes- und Landesvorgaben der Mopsfledermaus orientiert.
  • Bei den Jagdhabitaten um die Wochenstuben wird der Parameter „Baumhöhlendichte“ auf mindestens 10 Probeflächen à 1 ha Größe erfasst. Der Bezugsraum ist ein Radius von 2 km um die Wochenstube. Die Festlegung von 10 Probeflächen erfolgt fachgutachterlich, wobei für das Gebiet repräsentative Bereiche gewählt werden sollten. Die Bewertung erfolgt durch Mitteln der Werte von 10 Flächen.
  • Die Erfassung der „Baumhöhlendichte“ erfolgt außerhalb der Vegetationszeit, zwischen November und März bzw. bei Telemetrieuntersuchungen im Juli.

Erfassung Beeinträchtigungen

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • Die Berücksichtigung aller aktueller Einflussfaktoren, z. B. Forstwirtschaft, u. a. Waldumbau, Verkehrswegebau und Siedlungserweiterung, Bau- und Sanierungsmaßnahmen am Sommerquartier, sind zu erfassen. Für die Bechsteinfledermaus sind große unzerschnittene Laubwaldkomplexe essentiell. Aus diesem Grund wird der Grad der Zerschneidung in Verbindung mit dem Vorhandensein größerer Verkehrswege als Bewertungsmaßstab der Beeinträchtigung für Sommerlebensräume einbezogen.