Biber

Castor fiber Linnaeus, 1758

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV

Bedingt durch Zerstörungen des Lebensraumes und starke Verfolgung ging der Bestand des Bibers, im heutigen Sachsen-Anhalt speziell des Elbebibers (C. f. albicus), drastisch zurück. Mitte des letzten Jahrhunderts lebten an der Mittelelbe und dem Unterlauf der Schwarzen Elster noch maximal 200-300 Tiere (HEIDECKE et al. 2003). Ausgehend von diesem Restbestand erfolgte dann, gefördert durch zielgerichtete Schutzmaßnahmen, die Wiederbesiedlung der Elbe ober- und unterhalb des Reliktareals sowie der Elbnebenflüsse Schwarze Elster, Mulde, Saale, Ohre und Havel. Mit zunehmender Bestandsdichte an den Flüssen werden auch kleinere Bäche und Entwässerungsgräben in der Feldflur besiedelt.

Bezogen auf die biogeographischen Regionen liegt der Großteil der aktuellen Bibervorkommen somit in der kontinentalen Region. Lediglich die Ansiedlungen im Bereich des Drömlings sind der atlantischen Region zuzurechnen. Innerhalb dieser Regionen werden vor allem die Elbtalniederung (D09) und das Elbe-Mulde-Tiefland (D10) im kontinentalen, sowie das Weser-Aller-Flachland (D31) im atlantischen Bereich besiedelt.

Die Entwicklung des Biberbestandes im heutigen Sachsen-Anhalt ist bereits seit 1970 dokumentiert. Lange Zeit durch die Arbeitsgruppe Biber im AKSAT des ILN (HEIDECKE mdl. Mitt.) abgesichert erfolgt die Erfassung und Dokumentation seit einigen Jahren durch den Arbeitskreis Biberschutz im NABU Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit der Referenzstelle Biberschutz im Biosphärenreservat Mittelelbe und den Unteren Naturschutzbehörden. Dadurch existiert eine langjährige lückenlose Dokumentation zur Bestandsentwicklung der Art. Jährlich wurden alle Reviere zumindest auf ihren Besatz hin kontrolliert und wenn möglich auch die Anzahl der Biber in dem jeweiligen Revier ermittelt.

In der Zählsaison 2006/07 existierten in Sachsen-Anhalt 1.107 bekannte Reviere (alle Zahlenangaben nach HEIDECKE & SCHUMACHER 2009, HEIDECKE et al. in prep.), von denen 706 (= 64 %) sicher oder aber sehr wahrscheinlich besetzt waren. Die Hochrechnung ergab damit einen Bestand von ca. 2.330 Bibern in Sachsen-Anhalt. Die Reproduktionsrate betrug 0,98 Junge je besetzter Ansiedlung. Gegenwärtig sind ungefähr 50 % der Rasterfläche Sachsen-Anhalts mehr oder weniger dicht vom Biber besiedelt.

Bedingt durch das Ansteigen der Bestandszahlen, aber zumindest stellenweise auch durch die Verringerung des Nahrungsangebotes in bestimmten Bereichen (z. B. Stromelbe) konnten in den letzten Jahren deutliche Ausbreitungstendenzen der Art registriert werden. Der ehemals auf die Auen der größeren Flüsse konzentrierte Biberbestand dehnt sich allmählich auf das nördliche Sachsen-Anhalt (östliche Altmark), das Harzvorland (Bode, Selke, Wipper) sowie den Saaleeinzugsbereich aus (HEIDECKE & SCHUMACHER 2009). Dazu kommt, dass, von Süden (Thüringen) kommend, Biber in das südliche Sachsen-Anhalt einwandern (HEIDECKE mdl. Mitt.). In diesen neuen Randbereichen des Biberareals in Sachen-Anhalt existieren auf Grund fehlender Revierbetreuer nicht immer gesicherte Erkenntnisse über die exakte Lage der Reviere bzw. deren Besatz. Hinzu kommt, dass neue Reviere verspätet gemeldet werden, so dass diese nicht immer gleich mit dem Entstehen auch in der Landesstatistik erscheinen.

Dies betrifft vor allem das Saaleeinzugsgebiet, das Harzvorland, die Altmark und die daran angrenzende Niederung des Tangers. Hier sind im Rahmen des Monitorings unbedingt Ersterfassungen durchzuführen.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle besetzten Reviere (nach Angaben des Arbeitskreises für Biberschutz Sachsen-Anhalt und der Referenzstelle für Biberschutz des Landes Sachsen-Anhalt) auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis (resp. besetzten Revier). Die landesweit flächendeckende Revierkartierung durch den AK Biberschutz in Zusammenarbeit mit der Referenzstelle für Biberschutz soll auf ehrenamtlicher Basis (Aufwandsentschädigungen) fortgeführt werden, da auf diese Weise ein wesentlich umfassenderes und stärker den Landesbedingungen entsprechendes Bild der Bestandssituation erreicht wird als durch wenige Referenzflächen. Die Auswertung erfolgt zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Messgröße für den Gesamtbestand und die Habitatgröße ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der TK25-Quadranten.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Vorgehensweise ist der Kartier- und Bewertungsschlüssel des Bundesamtes für Naturschutz (PAN & ILÖK 2009a), welcher im Wesentlichen dem von SCHUMACHER et al. (2006) publizierten Sachstand entspricht.

Erfassung Population

  • Turnus: im 3-jährigen Rhythmus
  • Bezugsraum der Erfassung und Bewertung in der kontinentalen Region sind festgelegte Probeflächen, i. d. R. größere Gewässerabschnitte (s.u.; PAN & ILÖK [2009b] sehen 10-100 km Länge in linearen Gewässersystemen vor); in der atlantischen Region erfolgt nach PAN & ILÖK (2009b) ein Totalzensus
  • Revierkartierung und qualitative Erfassung des Besatzes nach HEIDECKE (2005). Die Erfassung wird einmalig im Untersuchungsjahr durchgeführt. Umfangreiche Daten liegen vor bei der Referenzstelle des Landes Sachsen-Anhalt am Biosphärenreservat Mittelelbe sowie beim ehrenamtlichen Arbeitskreis Biberschutz. Zur Revierkartierung und Erfassung des Besatzes ist die Einbeziehung des ehrenamtlichen Betreuernetzes des Arbeitskreises Biberschutz Sachsen-Anhalt zu empfehlen. Hierdurch ist u.a. die Sicherung von Kontinuität und Ortskenntnis möglich. Eine entsprechende Empfehlung sprechen auch PAN & ILÖK (2009a) aus.

Erfassung Habitatqualität

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • im Untersuchungsjahr einmalige Erfassung für die Bewertung erforderlicher Angaben zum Habitat (Nahrungsverfügbarkeit, Struktur Gewässerufer)

Erfassung Beeinträchtigungen

  • Turnus: im 6-jährigen Rhythmus
  • im Untersuchungsjahr einmalige Erfassung für die Bewertung erforderlicher Angaben zu mgl. Beeinträchtigungen (Gewässerunterhaltung, Wasserqualität) in den Probeflächen bzw. durch Befragung (anthropogen bedingte Verluste, Konflikte) z. B. der Unteren Naturschutzbehörden
  • kontinuierliche Totfundanalyse