Helm-Azurjungfer

Coenagrion mercuriale (Charpentier, 1840)

Natura 2000: Anhang II

Verbreitung in Sachsen-Anhalt

Helm-Azurjungfer
Foto: M. Schulze (RANA)

Sachsen-Anhalt bildet zusammen mit Thüringen einen Verbreitungsschwerpunkt der Helm-Azurjungfer in Mittel- und Ostdeutschland. Die mit Abstand individuenreichste (mehrere Hundert Imagines) und bezüglich der Flächenverbreitung bedeutendste Population ist in der Helmeniederung zu finden, die naturräumlich dem Thüringer Becken mit Randplatten (D18) zuzuordnen ist. Das länderübergreifende Vorkommen ist von bundesweiter Bedeutung (siehe auch BUCHWALD et al. 2003, ZIMMERMANN et al. 2005).

Daneben existieren kleinere, voneinander isolierte Vorkommen, die sich vom äußersten Süden Sachsen-Anhalts (Lützen-Hohenmölsener Platte) über das Köthener Ackerland, Harzvorland, Ohre-Aller-Hügelland bis in die Altmarkheiden erstrecken. Darunter befinden sich mehrere, erst in den vergangenen fünf Jahren entdeckte Populationen, so dass im Vergleich zu dem bei STEGLICH & MÜLLER (2000, 2001) dargestellten Kenntnisstand einige neue Fundpunkte hinzugekommen sind. Dies betrifft z.B. die Vorkommen im Landkreis Merseburg-Querfurt (Ellerbachtal und Elster-Luppe-Aue), am Dollgraben am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide, am Großen Graben und im Helsunger Bruch im Harzvorland oder bei Schermen im Burger Vorfläming. Letztgenanntes Vorkommen ist gleichzeitig der bislang einzige, östlich der Elbe gelegene Fundort in Sachsen-Anhalt.

Das Verbreitungsgebiet von Coenagrion mercuriale in Sachsen-Anhalt umfasst zwei naturräumliche Haupteinheiten der atlantischen und sechs Naturräume der kontinentalen Region. Besiedelt werden vornehmlich die Niederungen, die Höhenverbreitung reicht von etwa 30 m üNN in der Altmark bis zu etwa 155 m üNN im Nördlichen Harzvorland. Ein Einzeltier wurde am Südostrand des Ziegelrodaer Forstes bei etwa 230 m üNN gefunden.

Von besonderem Interesse sind die in den letzten Jahren erbrachten neuen Nachweise für die naturräumlichen Haupteinheiten D11 (Fläming), D19 (Sächsisches Hügelland und Erzgebirgsvorland), D29 (Wendland, Altmark) und D33 (Nördliches Harzvorland). Somit liegen zwischenzeitlich sichere Nachweise aus sieben naturräumlichen Haupteinheiten in Sachsen-Anhalt vor. Vorkommen in der Elbtalniederung (D09) konnten aktuell nicht bestätigt werden.

Trotz des deutlichen Kenntniszuwachses in den vergangenen Jahren kann auch weiterhin mit neuen Nachweisen in Sachsen-Anhalt gerechnet werden. Möglicherweise lässt sich ein Teil der neu entdeckten Vorkommen nicht ausschließlich auf ehemalige Kenntnislücken, sondern auch auf einen momentan fortdauernden Ausbreitungsprozess zurückführen. Hierzu sollten in den kommenden Jahren weitere Untersuchungen erfolgen.

Erfassung der Verbreitung

Helm-Azurjunfger Lebensraum

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis der TK 25 dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ TK 25, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.

Messgröße für den Gesamtbestand und die Habitatgröße ist nach PAN & ILÖK (2009b) die Anzahl der TK25-Quadranten.

Erfassungsmethodik

Grundlage für die Vorgehensweise ist der Kartier- und Bewertungsschlüssel des Bundesamtes für Naturschutz (erarbeitet von G. ELLWANGER, K. BURBACH, R. MAUERSBERGER, J. OTT, F.-J. SCHIEL, F. SUHLING, Stand MÄRZ 2009), welcher im Wesentlichen dem von SCHNITTER et al. (2006) publizierten Stand entspricht.

  • Turnus: im 3-jährigen Rhythmus;
  • mindestens zwei Begehungen im Abstand von 3-4 Wochen während der Hauptflugzeit (in der Regel Anfang/Mitte Juni bis Anfang/Mitte Juli) bei günstigen Witterungsbedingungen (sonnig, trocken, Schattentemperatur mind. 20 °C, kein oder wenig Wind);
  • Bezugsraum der Erfassung und Bewertung sind Standard-Untersuchungsstrecken von 100 m Länge entlang der besiedelten Gräben/Fließgewässer;
  • bei kleinen isolierten Vorkommen ist eine Monitoringfläche (Zählstrecke) je Gebiet auszuwählen, bei größeren Metapopulationen mindestens 3 Monitoringflächen;
  • Abschätzung der Populationsgröße je Monitoringfläche durch Zählung, bei sehr großen Populationen durch Schätzung der Anzahl der Imagines, Angabe der Gesamtabundanz bzw. von Abundanzklassen (Anzahl Imagines/Untersuchungsstrecke, Maximalwert pro Begehung);
  • Angaben zur Bodenständigkeit (Verpaarungen, Eiablagen, frisch geschlüpfte Individuen);
  • Erfassung wesentlicher Habitatparameter entsprechend den Erfordernissen des Bewertungsschlüssels (emerse und submerse Vegetation, Besonnungsgrad, angrenzende Nutzungen) sowie ggf. von Beeinträchtigungen (Gewässerunterhaltung, Wasserführung, Nährstoffeinträge usw.);
  • Dokumentation des Begleitartenspektrums (Libellen).